Stratair Raketenwurm 4

Knowledge Base (Index anzeigen)
Futaba Sender T10CP – Flugzustände, Mischer und andere logische Spielereien
F5B-Wettbewerbsklasse – Für «Ampere-Junkies» und «Thermik-Schnüffler»
Rumpfbruch – Reparatur mittels «Plätzli»-Technik
Snap Flap – Schnelles Wenden durch erhöhte Auftriebswerte
Einstellwinkeldifferenz (EWD) | Epoxid-Harz | Hochstromstecker 6mm
Kontronik ProgCard I / II | LiPo-Safe | RDS-Anlenkung | SAL-Wurftechnik
Vorschalt-Drahtwiderstand
Modell | Zubehör | Baubericht | Flugbericht | Fazit
Hotliner (F5B) | Höhe; Querruder, Wölbklappen | 1670g
1870mm | Norbert Hübner | 14.22 | 27.0dm²

Version: 18. Mai 2012 | Update: 24. November 2014 | Wechselkurse: 24. Mai 2019

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Sommer 2010. Nach je zwei «Foamie»- und GFK-Allround-Seglern bin ich zum Schluss gekommen, die Zeit sei reif für einen Hotliner. Im Zuge meiner Recherchen, die ursprünglich einmal beim Multiplex Blizzard begonnen hatten, wurde ich auch auf eine ganz andere Liga aufmerksam: F5B-Wettbewerbsmodelle wie der Stratair Raketenwurm 2b. Als kurz darauf die vierte Generation dieser Raketenwürmer angekündigt wurde, war ich erst einmal nur gespannt. Der Umstand, dass das Modell praktisch flugfertig produziert wird, kam mir als CFK-Neuling natürlich sehr entgegen. Schliesslich taten der vorteilhafte Wechselkurs und die Abzugsfähigkeit der österreichischen Mehrwertsteuer den Rest.

Stratair Raketenwurm 4

Abbildung 1: Mein Stratair Raketenwurm 4 im «Caipirinha Look» (limonengrün mit Sichtcarbon an Rumpf und Fläche; RW4m LG-C); eigener Dekorsatz mit japanischer Nummer 三.

Anfangs August 2010 bestellte ich – quasi als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk – einen zincgelb-schwarzen Stratair|DE Raketenwurm 4 (knapp zwei Wochen später änderte ich meine Meinung nochmals, da mir die limonengrüne Version mit Sichtcarbon plötzlich besser gefiel; vgl. Abbildung 1). Dass ich damit die Katze im Sack gekauft hatte, war mir klar, denn bis zu diesem Zeitpunkt wurde in den einschlägigen Internet-Foren und Magazinen kein einziger Erfahrungsbericht veröffentlicht. Mittlerweile hat sich das geändert, wie eine Suche auf den folgenden Webseiten beweist:

Am Telefon bestätigte mir Rainer Stratberger, der Inhaber von Stratair, mein neues Spielzeug würde in rund drei Monaten in Produktion gehen. In der Zwischenzeit konnte ich die Weltmeisterschaft der Fédération Aéronautique Internationale|EN (FAI) im US-amerikanischen Muncie verfolgen, auch wenn ich meinen eigenen RW4 nur zum Spass einsetzen würde. In der F5B-Wettbewerbsklasse (vgl. F5B-Wettbewerbsklasse – Für Ampere-Junkies und Thermik-Schnüffler) setzte Wolf Fickenscher, der Designer der Raketenwürmer, noch eine russiche Avionik B08 ein. Vielleicht wurde der Deutsche deshalb «nur» sechster!

F5B-Wettbewerbsklasse – Für «Ampere-Junkies» und «Thermik-Schnüffler»

F5B Content Site Layout

Ein Durchgang in der F5B-Wettbewerbsklasse der Fédération Aéronautique Internationale|EN (FAI) besteht aus drei Flugaufgaben: Streckenflug, Zeitflug und Landung (vgl. Abbildung; Quelle: FAI Aeromodelling Commission [28. Februar 2011]). Je nach Wetter werden pro Wettbewerb zwischen zwei und acht Durchgänge geflogen.

Für den Streckenflug stehen 200 Sekunden zur Verfügung. Während dieser Zeit muss eine Strecke von 150 Metern so oft wie möglich ohne Motor durchflogen werden. Für jede vollendete Strecke erhält der Pilot zehn Punkte. Im Streckenflug sind maximal zehn Steigflüge ausserhalb der Strecke erlaubt. Sofort nach dem Streckenflug beginnt der Segelflug, der genau 600 Sekunden dauert. Für jede Sekunde erhält der Pilot einen Punkt. Der Motor darf während des Segelflugs beliebig oft eingeschaltet werden, für jede Sekunde Motorlaufzeit wird jedoch ein Punkt abgezogen. Die Landung muss genau nach diesen 600 Sekunden erfolgen, wobei für jede Sekunde über oder unter der Zeit wiederum ein Punkt abgezogen wird. Dafür gibt es drei Kreise, die wie eine Zielscheibe angeordnet sind. Der kleinste Kreis hat einen Durchmesser von zehn Metern und ergibt 30 Punkte, der mittlere mit 20 Metern ergibt 20 Punkte und der grösste mit 30 Metern zehn Punkte. Bei einer Landung ausserhalb der Kreise gibt es keine Landepunkte.

Das Gewicht des Elektroseglers (ohne Akku) muss mindestens 1000g und der Flächeninhalt (Tragfläche und Leitwerk) mindestens 26.66dm² betragen. Zugelassen sind ausschliesslich Lithium-Polymer-Akkus (LiPo-Akkus) mit einem Gewicht von 450g bis 600g, wobei im Moment maximal sechs Zellen in Serie geschaltet werden dürfen. Die Energiemenge pro Flug darf 1750Wmin nicht überschreiten; zur Messung werden Limiter von NeuMotors|EN oder SM-Modellbau|DE eingesetzt.

Zu Beginn der Adventszeit brachte der Pöstler eine riesige Kartonschachtel. In ihr kam neben dem Voll-CFK-Hotliner auch ein grosser Teil des verwendeten Zubehörs (Regler, Motor, Spinner und Propeller; vgl. Kapitel 2) zum Vorschein. Dem «Bau» (vgl. Kapitel 3) und späteren Jungfernflug (vgl. Kapitel 4) des ARF-Modells sollte nun eigentlich nichts mehr im Wege stehen.

Und trotzdem gab es noch ein paar Problemchen zu lösen. Doch alles der Reihe nach...

1. Modell – Die vierte Generation der Raketenwürmer

Der Stratair|DE Raketenwurm 4 ist wiederum in Zusammenarbeit mit dem mehrfachen Weltmeister Wolf Fickenscher entstanden und kompromisslos auf die Aufgaben der F5B-Wettbewerbsklasse optimiert. Bezüglich Verarbeitungstechnik und Materialeinsatz setzt das ARF-Modell (vgl. Tabelle 1) neue Massstäbe; alle Servos sind fest eingebaut, alle Anlenkungen und Verkabelungen fertig ausgeführt. Somit eröffnen sich auch für «Rookies» wie mich neue Horizonte.

  Herstellerangaben Eigenes Modell
Spannweite 1870mm 1870mm
Länge 1200mm 1250mm
Flügelprofil Norbert Hübner
Flügelstreckung n.a. 14.22
Leitwerksprofil Norbert Hübner
Tragflächeninhalt 27.0dm² 24.6dm²
Höhenleitwerksinhalt 2.4dm²
Fluggewicht max. 2025g (FAI) 1629g
Gesamtflächenbelastung max. 75.0g/dm² (FAI) 60.3g/dm²
Einstellwinkeldifferenz (EWD) n.a. -0.63°
Schwerpunkt 58mm – 61mm 59mm
V-Form n.a. 3.0°
Funktionen Höhe; Querruder, Wölbklappen (Butterfly); Motorregler
Preis €UR 999.— (inkl. 20.0% MwSt.) CHF 1229.20 (inkl. 7.6% MwSt)

Tabelle 1: Technische Daten des Stratair Raketenwurm 4.
Quelle: Stratair [31. August 2010]

Die einteilige RTF-Fläche ist mit einem Profil von Norbert Hübner versehen und so dünn, dass im Bereich der Servos Aufdickungen gemacht werden mussten. Ihre Schale besteht aus doppelten Carbonfasern, der Holmgurt aus feinsten UMS-Carbonfasern. An der meist belasteten Stelle sind gemäss Herstellerangaben sechs beschichtete, teilweise sogar solide Carbonstege eingeklebt.

Als Querruder- und Wölbklappen-Servos kommen normalerweise vier programmierbare Hyperion|EN Atlas DS09-AMD (vgl. Kapitel 2.2) zum Einsatz; bei Lieferengpässen wird auf das baugleiche Graupner|DE DES428 zurückgegriffen. Die Spaltabdeckungen sind zweckmässig mit Tesafilm ausgeführt. Da auf Servoabdeckungen verzichtet wurde, muss die Schale im Falle eines Defektes auf der Unterseite um das Servo herum aufgefräst werden.

RW4 LG-C RW4m LG-C

Abbildung 2 (links): Der neue, weisse Standard-Rumpf mit Sichtcarbon ist rund 19g leichter (RW4m LG-C). | Abbildung 3 (rechts): Ursprünglich farbiger Rumpf (RW4 LG-C).
Quelle: Stratair [31. Januar 2011]

Der Rumpf wird im Drucksackverfahren hergestellt, was zu höherer Festigkeit bei geringerem Gewicht führt. Der vordere Bereich besteht aus schlagfestem Aramid mit CFK-Rovings in den Kanten, weshalb die Empfängerantennen nicht zwingend nach draussen geführt werden müssen. Der hintere Bereich glänzt in UMS-Sichtcarbon (vgl. Abbildung 2); gegen €UR 40.— Aufpreis kann er auch farbig bestellt werden (vgl. Abbildung 3), ist dann aber 19g schwerer. Natürlich ist auch der Motorspant bereits eingeklebt; der Spinner-Durchmesser beträgt 32mm, der Propeller-Durchmesser maximal 19" bis 20". In den nahezu rechteckigen Rumpf passen Lithium-Polymer-Akkus (LiPo-Akkus) bis maximal 140mm x 43mm x 37mm (40mm durch kräftiges Hineindrücken).

Update [31. Mai 2011]: Mittlerweile wird im Heckausleger eine zusätzliche CFK-Schicht eingelegt, um den Rumpf zu verstärken. Dadurch steigt das Gewicht zwar um rund 12g, doch wirkt sich das zumindest nicht negativ auf den Schwerpunkt des eher kopflastigen Modells aus.

Das zweiteilige Pendel-T-Höhenleitwerk ist ebenfalls aus CFK, hat aber einen solidem Rohacell-Kern; dadurch entsteht eine aussergewöhnlich harte Oberfläche mit hoher Torsionsfestigkeit. Das Robbe|DE Digitalservo FS 555 BB Carbon Speed wurde auf einer ausbaubaren Halterung im Heckausleger montiert. Eine Schubstange verbindet es mit dem kugelgelagerten Umlenkhebel, eine verstellbare Anlenkung führt hinauf zum Ruder. Gegen einen Aufpreis von €UR 79.— kann alternativ das speziell für Ultra-Speed-Modelle entwickelte Graupner DS3781 bestellt werden.

Video 1 (links): Eric Wierman erläutert die Vorzüge des Stratair Raketenwurm 4. | Video 2 (rechts): US-Premiere des RW4 mit 4500W und entsprechend patriotischer Farbgebung.
Quelle: Eric Wierman [31. Januar 2011]

Stratair liefert weltweit; es erstaunt also nicht, dass der «Roketworm» auch in den USA grossen Anklang findet (vgl. Video 1 und Video 2). Auch für mich hat sich der Import dank des vorteilhaften Wechselkurses und der Abzugsfähigkeit der österreichischen Mehrwertsteuer (20.0%) gelohnt. Zwar musste ich neben der Schweizer Mehrwertsteuer (damals noch 7.6%) und CHF 35.— Verzollungsgebühr auch noch €UR 35.— Fracht und €UR 13.— Versicherung bezahlen, doch verteilen sich diese Beträge auf die ganze Bestellung, also auch auf das Zubehör. So habe ich absurderweise weniger bezahlt als ein Kunde aus der Europäischen Union, der das Modell direkt in Oberösterreich abholt.

Werfen wir jetzt aber einen genaueren Blick auf das von mir verwendete Zubehör...

2. Zubehör – Hohe Leistung gepaart mit Zuverlässigkeit

Qualitativ hochwertiges Zubehör hat sicherlich seinen Preis (vgl. Tabelle 2), aber auch eine lange Geschichte. So erstaunt es nicht, dass ich – nicht nur aus Kompatibilitätsgründen – wiederum den Deutschen, US-Amerikanern und Japanern mein Vertrauen schenke. Neben den von Stratair|DE vorgegebenen Hongkong-Servos (vgl. Kapitel 2.2) verwende ich erstmals Spinner und Propeller des mehrfachen Weltmeisters Rudi Freudenthaler|DE (vgl. Kapitel 2.4) und einen US-Akku von NeuEnergy|EN (vgl. Kapitel 2.5).

Empfänger eflight.ch ca. CHF 150.— / €UR 130.—
Regler Stratair Modelltechnik ca. CHF 280.— / €UR 250.—
Motor, Spinner und Propeller Stratair Modelltechnik ca. CHF 280.— / €UR 250.—
Akku eflight.ch ca. CHF 150.— / €UR 130.—
Datenlogger Modellbau Lindinger ca. CHF 110.— / €UR 100.—

Tabelle 2: Händler und Kosten des verwendeten Zubehörs.

Sowohl in meiner Simprop Solution XL Projekt Zwo, als auch im Simprop Intention Elektro habe ich einen Eagle Tree Systems|EN eLogger V3 eingebaut; auf dessen PowerPanel LCD Display kann ich die «verbratene» Kapazität, die Temperaturen von Regler, Motor und Akku, sowie teilweise sogar die Drehzahlen und GPS-Koordinaten jederzeit ablesen. Für den RW4 wäre aufgrund der zu erwartenden Stromstärke eigentlich nur der SM-Modellbau|DE UniLog mit Stromsensor 400A (24g; zusätzlich evtl. Brushless-Drehzahl- und Temperatursensoren) in Frage gekommen; dieser hätte gleichzeitig als Limiter dienen können. Da ich der theoretische Antriebsauslegung (vgl. Kapitel 2.4) mittlerweile unter Vorbehalt vertraue, von einem kopflastigen Modell ausgehe und sowieso kein Wettbewerbspilot bin, verzichte ich auf den mit einer Investition von rund CHF 170.— / €UR 150.— verbundenen «Ballast».

Update [30. Juni 2011]: SM-Modellbau bringt mit dem Datenlogger JLog2|DE die nur 3g schwere Weiterentwicklung des früheren Bausatzes JLog(1) in den Handel, der den Diagnosedatenstrom aller Kontronik|DE Regler Jive (vgl. Kapitel 2.3) auswerten und auf einer microSD-Karte speichern kann (vgl. Kapitel 2.6); für weitere Tests habe ich erstmal ein Exemplar bestellt. | Mittlerweile habe ich den Datenlogger fest im Rumpf eingebaut.

2.1. Empfänger

Beachte: Für «wilde Piloten», die keinem Verein angehören oder öfters abseits von Modellflugplätzen fliegen, kommt IMHO (meiner bescheidenen Meinung nach) nur ein Übertragungsverfahren im 2.4GHz-Frequenzband in Frage. Da ich mit Futaba|EN bereits in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht hatte, kaufte ich mir im August 2008 den 10-Kanal-Sender T10CP; im Modell Aviator|DE ist unter dem Titel Aus dem Eff-Eff – Ablösung in der oberen Mittelklasse|PDF ein ausführlicher Testbericht zu diesem Sender erschienen.

Für den Raketenwurm 4 benötigt man einen leichten Empfänger mit sechs Kanälen und einem freien Steckplatz für das zweite BEC-Kabel (vgl. Kapitel 2.3), sowie voller Reichweite. Perfekt geeignet ist somit der Futaba Empfänger R6108SB FASST 2.4GHz (14.0g), ein 8-Kanal-Empfänger der neusten Generation, der dank S-BUS-System auf 18 Kanäle erweitert werden könnte, weniger anfällig für hohe Temperaturen sein soll und die Frequenz bei der Ansteuerung von Digitalservos auf sieben Kanälen verdoppeln kann (was vor allem für den Einsatz in einem Helikopter relevant ist). Weitere Details liefert die Futaba Empfänger R6108SB FASST 2.4GHz Bedienungsanleitung|PDF.

2.2. Servos

Alle Servos werden bereits während der Fertigung fest eingebaut, in der Fläche das Hyperion|EN Atlas DS09-AM (vgl. Tabelle 3). Dieses digitale Micro-Servo hat ein Metallgetriebe mit zwei Kugellagern, ist mittels USB-Adapter HP-AT-PRGUSB oder Hyperion Emeter V2 HP-EM2 programmierbar und geniesst – auch wenn ich es nicht kannte – einen guten Ruf in der Szene.

  Hyperion Atlas DS09-AMD Robbe FS 555 BB Carbon Speed
Getriebe Metall Carbon
Drehmoment 20.0Ncm 24.0Ncm
Stellzeit 0.18s/60° 0.04s/45°
Stromstärke Imax 400mA n.a.
Gewicht 8.4g 20.6g
Abmessungen 23.0mm x 22.8mm x 9.0mm 30.0mm x 28.0mm x 13.0mm

Tabelle 3: Technische Daten der verwendeten Digitalservos (4.8V).
Quellen: Hyperion, Robbe [31. August 2010]

In meinem Simprop Intention Elektro verrichtet das Robbe|DE Digitalservo FS 555 BB Carbon Speed (vgl. Tabelle 2) bereits zuverlässige Dienste, auch wenn sein schneller Glockenankermotor mit kugelgelagertem Carbongetriebe manchmal merkwürdig «surrt». IMHO gibt es keinen Grund, den happigen Aufpreis für das alternative Höhenruder-Servo Graupner|DE DS3781 zu bezahlen.

2.3. Regler

Von verschiedenster Seite wurde mir der Kontronik Regler Jazz FAI 18 (65g) empfohlen; ich wollte jedoch nicht auf ein getaktetes BEC verzichten und habe mir deshalb einen Jive 100+ LV (92g) zugelegt. Dieser versorgt den Empfänger über zwei parallele BEC-Kabel mit 5A Dauerstrom und einem Maximalstrom von sagenhaften 15A. Mit Hilfe der ProgCard II (vgl. Kontronik ProgCard I / II – Regler überall einfach (um-) programmieren) lässt sich die BEC-Spannung auf exakt 5V limitieren. Der kurzschlussfeste Regler verfügt ausserdem über automatische Kommutierungsanpassung, ein schlag- und wasserfestes Gehäuse aus Polyamid mit sehr guter Wärmeabfuhr und liefert einen Dauerstrom von 100A; gute Kühlung ermöglicht bis zu doppelter Leistung.

In der Kontronik Regler Jive Bedienungsanleitung|PDF wird zwar «aus Haftungsgründen» darauf hingewiesen, es müsse zusätzlich ein geladener, ausreichend grosser Empfängerakku verwendet werden, doch wurde mir versichert, dass nach bisherigen Erfahrungen selbst 150A am Antrieb keinen Einfluss auf das BEC hätten. Vom Kleingedruckten einmal abgesehen spart man ohne BEC nicht nur bis zu 75g Fluggewicht, es ist – die üblichen, regelmässigen Kontrollen aller Komponenten vorausgesetzt – auch sicher. Nicht vergessen darf man, dass ein zusätzlicher Akku regelmässig gewartet werden müsste, sonst würde im Extremfall ein Malheur drohen, wie es Josef Mouris auf F5B-UK|EN schildert: «Unfortionately my brand new [Avionik] B08 crashed due empty RX pack before it could be used in competition.» IMHO würde nur eine komplette Redundanz und damit der Einsatz von zwei Empfängern den entscheidenden Mehrwert bringen; dafür ist im Raketenwurm aber kaum Platz vorhanden.

Für Interessierte sei auf den ursprünglich in der FMT|DE – Flugmodell und Technik erschienenen Bericht Alles über BEC-Stromversorgungen – Sicherheit im Modellflug durch sichere Empfängerstromversorgung|PDF hingewiesen, in dem Ulf Herder und Matthias Schulze von Schulze Elektronik|DE die Zusammenhänge zwischen BEC und Empfängerakku erläutern.

Update [31. März 2011]: Nach längerer Lieferfrist habe ich den Kontronik Kühlkörper Jive endlich erhalten und mit dünnflüssigem Cyanacrylat-Sekundenkleber befestigt. | Mittlerweile hat Kontronik mit dem Jive FAI 150+ LV einen Regler im Sortiment, der zwar 150A Dauerstrom verträgt (maximal 4S-LiPo-Akku), aber 48g schwerer als ein Jive 100+ LV ist.

Update [18. Mai 2012]: Da mit dem Datenlogger keine Überhitzung festzustellen war, habe ich den Kontronik Kühlkörper Jive wieder entfernt.

2.4. Motor, Spinner und Propeller

Beachte: Für die theoretische Antriebsauslegung benutze ich seit längerem MotoCalc|EN – Electric Flight Performance Prediction Software. Dieses englischsprachige Tool kostet in der Download-Version zwar stolze US$ 39.— (ca. CHF 39.— / €UR 35.—), lässt sich aber äusserst intuitiv bedienen und beinhaltet hilfreiche Funktionen, wie zum Beispiel den MotoWizard.

Für mich war klar, dass ich erst einmal einen Lithium-Polymer-Akku (LiPo-Akku) mit lediglich vier in Serie geschalteten Zellen einsetzen würde (4S; vgl. Kapitel 2.5), später könnte ich dann immer noch auf einen 5S-LiPo-Akku wechseln. Nach einem Gespräch mit Rainer Stratberger und unzähligen Simulationen mittels MotoCalc wählte ich eines der im Stratair Raketenwurm 4 Manual|PDF empfohlenen Antriebs-Setups (wenn auch mit einem anderen Regler): einen Kontronik Innenläufer-Motor Kira 600-38 mit Getriebe 6.7:1 (344g; weitere Informationen in der Kontronik Kira 600-38 Bedienungsanleitung|PDF), einen Freudenthaler CFK-Spinner mit Kühlloch Ø 32 / 6 und eine handgefertigte CFK-Klappluftschraube 16.0 x 17" schmal. Das Preis-Leistungs-Verhältnis dieser Antriebsauslegung (vgl. Tabelle 4) sucht seinesgleichen.

Regler Kontronik Jive 100+ LV
Motor Kontronik Innenläufer Kira 600-38 mit Getriebe 6.7:1
Spinner Freudenthaler CFK-Spinner mit Kühlloch Ø 32 / 6
Akku NeuEnergy 3700SP2 4S1P DesirePower 2600 V8 XP 5S1P
Propeller Freudenthaler CFK-Klappluftschraube 16.0 x 17" schmal
Stromstärke 152.4A 207.8A
Leistung Pin 1958.0W 3170.6W
Leistung Pout 1775.7W 2831.5W
Wirkungsgrad 90.7% 89.3%
Gewichtsbezogene Leistung 1171.5W/kg 1995.6W/kg
Drehzahl 6980rpm 8155rpm
Standschub 54.30N 74.11N
Strahlgeschwindigkeit 50.2m/s 58.7m/s
Steiggeschwindigkeit 39.60m/s 56.00m/s

Tabelle 4: Antriebsauslegung mit zwei verschiedenen Akkus (425m über Meer; 1013hPa; 25°C).
Quelle: MotoCalc [30. Juni 2011]

Bei nahezu 800 Umdrehungen pro Sekunde sollte der Motor fast drei Pferdestärken leisten. Die gewichtsbezogene Leistung wird diejenige meines Mini Cooper S um mehr als das Zehnfache übertreffen; mit fast 150km/h sollte der Raketenwurm 4 dann senkrecht fliegen. Dabei entsteht etwa gleich viel Abwärme, wie zwei 100W-Lötkolben erzeugen können. Nichtsdestotrotz sollte das gemäss Kontronik «im hotlinertypischen Kürzzeitbetrieb mit guter Kühlung kein Problem sein.»

2.5. Akku

In Hotlinern werden grundsätzlich LiPo-Akkus mit vier bis sechs in Serie geschalteten 3.7V-Zellen eingesetzt; sechs Zellen werden aufgrund der engen Platzverhältnisse meistens auf zwei Packs aufgeteilt (zum Beispiel 4S1P vorne und 2S1P hinten). Je höher die Zellenzahl – und somit die Spannung –, desto höher ist die Leistung bei gleicher Stromstärke, desto höher ist in der Regel aber auch das Gewicht des Akkus, was sich negativ auf den Zeitflug (Thermik) auswirkt.

Als «Rookie» und «Thermik-Schnüffler» habe ich mich für einen NeuEnergy LiPo-Akku 3700SP2 4S1P (46C/92C) entschieden; mit seinen 136mm x 45mm x 29mm passt er wunderbar in den Rumpf des Raketenwurm 4, wiegt lediglich 438g (für die F5B-Wettbewerbsklasse wären das bereits 12g zu wenig) und liefert einen Dauerstrom von 170A (maximal 340A). Noch vor wenigen Monaten wäre so etwas undenkbar gewesen! Der Akku kann mit bis zu 5C geladen werden und verfügt über einen Balanceranschluss für Graupner, Robbe, resp. Kokam|KO.

Beachte: LiPo-Safe – Akkus sorglos laden und «überwintern».

2.6. Datenlogger

Der SM-Modellbau Datenlogger JLog2 kann den Diagnosedatenstrom aller Kontronik Regler Jive auswerten und auf einer microSD-Karte speichern. Durch die so erhaltenen Messwerte der internen Sensoren und Daten der Prozessoren wird es mit einem «Potbourri von Exponentialfunktionen höherer Ordnung» möglich, die Spannung und Stromstärke von BEC und Akku, Temperatur von BEC und Endstufe, Motoreingangsleistung, verbrauchte Kapazität oder Motordrehzahl zu berechnen und mittels LogView|DE am Computer anzuzeigen.

In der SM-Modellbau Datenlogger JLog2 Beschreibung und Bedienungsanleitung|PDF wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Existenz des Diagnoseprotokolls nach einem zukünftigen Softwareupdate des Reglers nicht garantiert werden kann.

Nun aber zurück zur riesigen Kartonschachtel, die der Pöstler brachte...

3. Baubericht – «Es handelt sich nicht mehr um einen Bausatz»

Neben dem gleichzeitig bestellten Zubehör enthielt diese Kartonschachtel nicht viel: Fläche inkl. Kabelbaum, Rumpf, einen Beutel mit je drei M3-Senkkopfschrauben und passenden Muttern, sowie das Stratair Raketenwurm 4 Manual|PDF. Letzteres ist zwar kurz und knackig formuliert, enthält aber alles Wesentliche, insbesondere in der Praxis erflogene Einstelldaten (vgl. Kapitel 4.1). Trotzdem wären ein paar Abbildungen und Masszeichnungen mehr, zum Beispiel zur möglichen Anordnung der Komponenten, nützlich gewesen.

Fläche (inkl. Kabelbaum) 481g
Rumpf (inkl. Kabelbaum und zwei M3-Senkkopfschrauben) 156g
Leitwerk 39g
Zubehör 994g

Tabelle 5: Bei einem Leergewicht von 676g bringt es das Modell auf 1670g; mein Akku wiegt alleine schon 438g.

Erstaunt haben mich vor allem das geringe Gewicht des Rumpfes (vgl. Tabelle 5), das dünne Profil der Fläche und die sehr gute Verarbeitungsqualität. Leider war ein falscher Motorspant eingebaut (vgl. Kapitel 3.2); abgesehen davon gibt der Bau des ARF-Modells aber nicht mehr viel zu tun. Man kann wahrlich nicht mehr von einem klassischen Bausatz sprechen.

3.1. Fläche

Wie es sich für eine RTF-Fläche gehört, sind die Querruder- und Wölbklappen-Servos fest eingebaut und die Anlenkungen fertig ausgeführt (vgl. Abbildung 4). Über korrekte Ausschläge braucht man sich keine Gedanken zu machen; so entspricht die Neutralstellung der Wölbklappen-Servos – wie man sich das vorstellen würde – einem Ausschlag von rund 30° nach unten.

Der Kabelbaum ist bereits fertig mit einem grünen Multiplex-Stecker verlötet; die einzelnen Servokabel sind mit Abdeckband vorbildlich beschriftet.

QuerruderFutaba FASST

Abbildung 4 (links): Aufdickungen im Bereich der Querruderservos. | Abbildung 5 (rechts): Befestigung des Heckteils (Zunge) der Fläche mittels dritter M3-Senkkopfschraube.

Lediglich die Bohrungen für die vorderen Flächenverschraubungen musste ich mit einer Dremel|EN Korund-Schleifspitze (9.5mm) noch etwas nacharbeiten, damit die M3-Senkkopfschrauben sauber versenkt werden können. Im hinteren Bereich habe ich mit einem Titan-Holzbohrer ein zusätzliches 3mm-Loch durch das solide CFK der Fläche und durch den Rumpf gebohrt (Markierung auf dem Rumpf beachten) und wiederum mit der Korund-Schleifspitze versenkt, um mir die Befestigung der Fläche mittels Klebeband über der Zunge ersparen zu können (vgl. Abbildung 5).

3.2. Rumpf

Beachte: Der Rumpf darf im hinteren Bereich nicht zu fest gedrückt werden.

CaipirinhaKanji

Abbildung 6 (links): Vorderer Rumpfbereich mit Freudenthaler CFK-Spinner und -Klappluftschraube. | Abbildung 7 (rechts): Zweiteiliges, kugelgelagertes Pendel-T-Höhenleitwerk.

Obwohl ich bei Stratair|DE gleichzeitig einen Kontronik|DE Innenläufer-Motor bestellt hatte, wurde bei der Fertigung leider ein falscher Motorspant eingeklebt. Rainer Stratberger entschuldigte sich prompt und sendete mir innert Tagen passenden Ersatz. In filigraner Kleinarbeit entfernte ich den alten Spant erst mit einer Dremel Korund-Schleifspitze (6.4mm), dann in der Nähe des Rumpfes mit einem Hochgeschwindigkeits-Fräsmesser (4.8mm). Anschliessend setzte ich den Spinner (vgl. Abbildung 6) auf, um den neuen Spant sauber mit Uhu|DE plus endfest 300 einkleben zu können.

Rumpfbruch – Reparatur mittels «Plätzli»-Technik

RumpfbruchWeil T-Leitwerke nicht direkt am Rumpf ansetzen, wirken bei einer Bruchlandung im Vergleich zu V-Leitwerken grundsätzlich grössere Kräfte, wodurch die Chance eines Rumpfbruchs steigt. Sollte es einmal «krachen», hat man nur zwei Optionen: sich bei Stratair|DE für €UR 399.— (ca. CHF 450.—) Ersatz zu besorgen, oder eine Reparatur des extrem dünnen Rumpfes in Angriff zu nehmen...

Als mein «Baby» nach einem technischen Defekt seinen ersten Rumpfbruch erlitt (vgl. Abbildung) entschied ich mich erst einmal für die zweite Option. In diesem Fall wird nach der behelfsmässigen Fixierung mit Klebeband ein Bereich von ca. 2cm um die Bruchstelle herum mit einer Dremel|EN Korund-Schleifspitze (9.5mm) angeschliffen und – nach gründlichem Entfernen des Schleifstaubes – eine dünne Epoxid-Harz-Schicht eingestrichen (kein 5-Minuten-Epoxid-Harz verwenden); anschliessend können mehrere Lagen ca. 2cm² grosser Glasgewebe-«Plätzli» aufgetragen werden (vgl. Reparieren von GFK-Modellflugzeug-Rümpfen|PDF). Ein Tag später sollte das Epoxyd-Harz komplett durchgehärtet sein; nun wird die Bruchstelle zuerst mit Dremel 60er- und 120er-Schleifband (13mm), dann von Hand mit 240er-Schleifpapier geglättet, bis nur noch eine leichte Aufdickung zu sehen ist (das Gewicht des Rumpfes nimmt dadurch minim zu). Zum Schluss kann eine dünne (Klar-) Lackschicht aufgetragen werden.

Update [31. Mai 2011]: Nach einem zweiten Rumpfbruch an derselben Stelle würde ich empfehlen, im Zuge einer Reparatur auf der Innenseite zusätzliche Verstärkungen einzulegen. Dazu müsste jedoch das Höhenruder-Servo ausgebaut werden, und das ist praktisch ein Ding der Unmöglichkeit...

Beachte: Epoxid-Harz – Schutzmassnahmen gegen Hautreizungen und Allergien.

Für die hintere Befestigung der Fläche musste ich nun auf der Innenseite des Rumpfes noch eine (aussen leicht angeschliffene) M3-Mutter einkleben. Weil der Akku nach oben nicht viel Luft lässt, verwende ich nicht die dritte mitgelieferte, sondern eine 6mm kurze M3-Senkkopfschraube.

3.3. Leitwerk

Das zweiteilige Pendel-T-Höhenleitwerk muss nur noch zusammengesteckt und evtl. mit einem kleinen Stück Tesafilm gesichert werden (vgl. Abbildung 7); die Serviceöffnung unterhalb des Seitenleitwerks wird sinnvollerweise ebenfalls mit Tesafilm zugeklebt (ausser sie wird als Luftauslass benötigt).

Update [30. Juni 2011]: Auf RCGroups.com|EN wird diskutiert, dass die Verbindung zwischen der verstellbaren Anlenkung des Höhenruders und dem Umlenkhebel eine potentielle Schwachstelle sei. Nach einem «Stress-Test» kann ich dies IMHO nicht bestätigen. Das Ruder vor jedem Flug auf Spiel zu überprüfen, ist aber sicherlich angebracht. | Probleme gibt es offensichtlich auch beim Kugellager der Höhenruder-Befestigung; dies kann ich insofern bestätigen, dass es auch bei mir einmal ausgerissen ist. Eine vorsorgliche Sicherung mit Uhu plus endfest 300 scheint sinnvoll.

3.4. Endmontage und Programmierung

Bevor die Endmontage beginnen konnte, musste ich mir einen 100W-Lötkolben zulegen; 20W reichen einfach nicht aus, um – wie in Hotlinern üblich – die Kabel zwischen Motor und Regler direkt zusammenzulöten. Bei der mit 21cm etwas lang geratenen Verbindung zwischen Regler und Akku vertraue ich einmal mehr auf 6mm-Hochstromstecker; diese sitzen stramm, sind hart vergoldet, poliert und damit äusserst niederohmig (0.05mΩ). Gemäss Gerd Giese (Elektromodellflug|DE) liegt die maximal zulässige Stromstärke jenseits von 250A. Am Pluspol verhindert eine selbst gebastelte Anti-Blitz-Schaltung in Form eines 4.7Ω-Drahtwiderstandes (3W; vgl. Abbildung 8) Funkenschlag und schont dadurch die «Goldies».

Beachte: Vorschalt-Drahtwiderstand 4.7Ω (3W) – Anti-Blitz-Schaltung selbst basteln.

Service-ÖffnungSeitenriss

Abbildung 8 (links): Service-Öffnung für LiPo-Akku; selbst gebastelte Anti-Blitz-Schaltung. | Abbildung 9 (rechts): Seitenriss durch den Rumpf; Höhenruder-Anlenkung.

Nun konnte ich den Motor mit vier M3-Zylinderschrauben (8mm) und entsprechenden Fächerscheiben befestigen. Regler, Akku und Empfänger habe ich mit FAST-SEF (Self Engagement Fastener) fixiert (vgl. Abbildung 9); dieser Klettverschluss hält eher zu gut als zu schlecht. Die BEC-Kabel habe ich entlang der beiden Rumpfwände am Akku vorbei zum Empfänger geführt; sie sind durch selbstklebende Schaumstoffplatten (5mm resp. 3mm; nur in der unteren Hälfte des Rumpfes) fixiert, verdeckt und geschützt. Ausserdem kann der Rumpf dank dieser Schaumstoffplatten beim Werfen weniger fest zusammengedrückt werden. Für die Antennen habe ich vor dem Übergang von Aramid zu Carbon am Boden und an der rechten Rumpfwand (innen) zwei kleine Röhrchen eingeharzt, in welche ich die Antennen einführen kann, so dass sie jederzeit in Position gehalten werden.

Update [30. April 2011]: Mit etwas Sekundenkleber habe ich den JLog2|DE zwischen der Vorderkante der Service-Öffnung und der linken Befestigung der Fläche eingebaut; an dieser Stelle kann die microSD-Karte problemlos nach oben herausgezogen werden und behindert das Montieren des LiPo-Akkus nicht.

Den Schwerpunkt habe ich ohne zusätzliches Blei gerade so hingekriegt. Über die Einstellwinkeldifferenz (EWD) braucht man sich keine Sorgen zu machen, da der RW4 über ein Pendelleitwerk verfügt; das Excel-Arbeitsblatt Einstellwinkeldifferenz (EWD)|XLSX zeigt die Werte meines Modells (vgl. Einstellwinkeldifferenz (EWD) – Mit Microsoft Excel schneller ans Ziel).

Selbstverständlich habe ich wiederum einen eigenen Folien-Dekorsatz anfertigen lassen; auf dem Seitenleitwerk steht ein japanisches Zeichen (Kanji).

Futaba Sender T10CP – Flugzustände, Mischer und andere logische Spielereien

Futaba T10CP

Da Sicherheit an erster Stelle steht, programmiere ich Gas immer auf Schalter F meines Futaba|EN Senders T10CP (im ADVANCE-Menu kann BRKL-FUNC unter CONDITION zugewiesen werden). Zusätzlich definierte ich für den Stratair|DE Raketenwurm 4 mittels Schalter E drei Betriebszustände: Einschalten, Test und Flug. Wenn der Schalter nicht auf DOWN steht, ertönt beim Einschalten des Senders ein Alarm. CENTER aktiviert alle Mischer, wobei sich Gas mittels Geber A regulieren lässt (Teillast; sicherer ist es, alternativ PROG-MIX2 zu aktivieren und PROG-MIX3 zu deaktivieren); UP gibt Gas und die drei TIMER für Motor-EIN (50s), Streckenflug (200s) und Zeitflug (600s) frei.

In der aktuellen Programmierung brauche ich alle Logik-Schalter, sowie zwei lineare und drei Kurvenmischer. Bei den Flugzuständen (Schalter C; vgl. Stratair Raketenwurm 4 Manual|PDF) musste ich noch tiefer in die Tasche greifen; während «Distance» wie üblich für den Zeitflug (Thermik) steht, bezeichnet «Landing» nun unsinnigerweise Motor-EIN. Das war nötig, um den Snap Flap (Schalter D; vgl. Snap Flap – Schnelles Wenden durch erhöhte Auftriebswerte) auch automatisch deaktivieren zu können und «Distance» bei Motor-EIN ausser Kraft zu setzen. «Speed» schaltet lediglich die Expo-Funktionen aus.

GEBERWAHL: CH6: NULL. PARAMETER: TYPE: GLID(2A+2F). STOPP-UHR: <1> TIME: 00:50; MODE: DOWN; ON: Ls1, NORM; RSET: SwA, NULL; <2> TIME: 03:20; MODE: UP; ON: SwE, UP; RSET: SwH, DOWN; <3> TIME: 10:00; MODE: UP; ON: SwC, DOWN; RSET: SwH, DOWN. LOGIC SW: <1> SW: F; POSI: DOWN; MODE: x/and; SW: E; POSI: UP; <2> SW: F; POSI: UP; MODE: x/and; SW: E; POSI: Up&Ct; <3> SW: D; POSI: UP; MODE: x/and; SW: E; POSI: Up&Ct. PROG.MIX1-8: <1> RATE: [Höhenruderausschlag bei Motor-EIN]; MASTER: OFST; SLAVE: CH2; MIX: ON/OFF; LINK: OFF; SW: Ls1; POSI: NORM; <2> RATE: +100%; MASTER: OFST; SLAVE: CH3; MIX: INH; LINK: OFF; SW: SwE; POSI: CENTER; <3> RATE: +100%; MASTER: VrA; SLAVE: CH3; MIX: ON/OFF; LINK: OFF; SW: SwE; POSI: CENTER; <4> MIX: INH; <5> POINT-5: -100%; 4: -100%; 3: -100%; 2: -100%; 1: -100%; MIX: ON/OFF; MAS: CH3(BRKL); SLV: CH3(BRKL); LINK: OFF; SW: SwF; POSI: UP; <6> POINT-5: -100%; 4: -100%; 3: -100%; 2: -100%; 1: -100%; MIX: ON/OFF; MAS: CH3(BRKL); SLV: CH3(BRKL); LINK: OFF; SW: SwF; POSI: UP; <7>POINT-5: -68%; 4: -68%; 3: -68%; 2: -68%; 1: -68%; MIX: ON/OFF; MAS: CH3(BRKL); SLV: CH3(BRKL); LINK: OFF; SW: SwF; POSI: UP; <8> MIX: INH. QUER-DIFF: <NORML> [Querruder-Differenzierung]; <SPEED> [Querruder-Differenzierung]; <DISTA> [Querruder-Differenzierung]; <LANDI> [Querruder-Differenzierung]. OFFSET: TRIM: NORM; <SPEED> HOEH: 0%; SEIT: 0%; QUE1: 0%; 2: 0%; FLA1: 0%; 2: 0% <DISTA> [Zeitflug]; <LANDI> HOEH: 0%; SEIT: 0%; QUE1: 0%; 2: 0%; FLA1: 0%; 2: 0%. BUTTERFLY: <1> [Butterfly]; MIX: ON/OFF; SW: Ls2, NORM; <2> MIX: INH. BUTT>HOEHE: <1> [Butterfly]. HOEH>FLAPERN: MIX: ON/OFF; <NORML> [Snap Flap]; SW: Ls3; POSI: NORM; <SPEED> [Snap Flap]; <DISTA> FLA1/2: 0%, 0%; QUE1/2: 0%, 0%; <LANDI> FLA1/2: 0%, 0%; QUE1/2: 0%, 0%. CONDITION: <START> INH; <SPEED> ON/OFF; -sw-: C; -Pos-: UP; <DISTANCE> ON/OFF; -sw-: C; -Pos-: DOWN; <LANDING> ON/OFF; -sw-: F; -Pos-: DOWN; BRKL-FUNC: SwE.

Beachte: Das Robbe|DE CAMPac Modul 16K kostet trotz veralteter Technik einen stolzen Betrag, ist aber ein gutes Backup für den Fall eines Daten- oder Senderverlustes. | Anstelle der Robbe Futaba FF-10/T-10CP Bedienungsanleitung|PDF empfehle ich das ausführlichere, aber englischsprachige Futaba 10CP Instruction Manual|PDF (vgl. Abbildung).

Die Anbindung des Empfängers an den Sender klappte bestens, doch meldete der Kontronik Jive 100+ LV durch dreifaches Blinken, die Induktivität des Kira 600-38 sei zu gering. Der Support von Kontronik teilte mir postwendend mit, ich müsse den FAI-Modus (Modus 5) programmieren; darin sind die Unterspannungsabschaltung, der Übertemperaturschutz und die Strombegrenzung ausgeschaltet, sowie die Zeit, in der Teillast zugelassen wird, begrenzt. Nun konnte ich mit den Kontronik ProgCards die letzten Detailanpassungen vornehmen (Akkutyp: LiPo; BEC-Spannung: 5V; Bremsstärke: 80%; Drehrichtungsumkehr) und die Einstelldaten programmieren (vgl. Futaba Sender T10CP – Flugzustände, Mischer und andere logische Spielereien).

Damit ist endlich alles bereit für den Jungfernflug...

4. Flugbericht – Senkrecht, direkt, schnell

Bevor ich genauer auf die Flugeingenschaften und die Elektronik meines Stratair|DE Raketenwurm 4 eingehe, möchte ich noch einmal betonen, dass ich weder ein F5B-Wettbewerbspilot bin, noch überhaupt jemals zuvor einen Hotliner in der Hand gehalten habe. Die chemische Summenformel C9H13NO3 bringt deshalb perfekt zum Ausdruck, was vor, während und nach dem «Maiden Flight» auf meinen Körper wirkte: pures Adrenalin!

Snap Flap – Schnelles Wenden durch erhöhte Auftriebswerte

Unter Snap Flap versteht man die Zumischung von Wölbklappen und Querrudern zum Höhenruder, um die Polare nach oben, also hin zu höheren Auftriebswerten zu verschieben. Etwas Verwirrung gibt es immer wieder mit der Richtung dieser Ausschläge; die Wölbklappen und Querruder müssen sich beim Ziehen des Höhenruders nach unten bewegen. Dabei dürfen die Querruder auf keinen Fall weiter nach unten ausschlagen als die Wölbklappen (Gefahr eines Strömungsabrisses). Übrigens: wird mit dem Snap Flap übertrieben, bremst das mehr ab, als dass es hilft. Im Zeitflug (Thermik) sollte der Mischer grundsätzlich deaktiviert werden (vgl. Futaba Sender T10CP – Flugzustände, Mischer und andere logische Spielereien).

Für Interessierte liefert Hartmut Siegmann auf aerodesign.de|DE die wissenschaftlichen Hintergründe zum komplexen Gebiet der Aerodynamik. Der Deutsche machte sich bereits mit seinen fundierten Berichten in Aufwind|DE – Das Modellsportmagazin einen Namen.

4.1. Flugeigenschaften

Zu Beginn jedes Fluges muss bekanntlich gestartet werden... Dies stellt – ausser beim Jungfernflug – auch ohne Werfer kein Problem dar (vgl. Video 3); zwei bis vier Sekunden Vollgas und der Raketenwurm macht seinem Namen alle Ehre, indem er senkrecht nach oben beschleunigt. Dass sich ein Hotliner so direkt und schnell steuern liesse, konnte ich mir nicht einmal im Traum vorstellen; Durchzug und Gleitwinkel grenzen schon fast an ein Wunder. Dabei ist nicht einmal die kleinste Verbiegung der Fläche sichtbar.

Video 3: Handstart meines Stratair Raketenwurm 4 mit 2000W (Polo Park Zürich).

Der Schwerpunkt bei 59mm passt perfekt, wie auch die übrigen Einstelldaten gemäss Manual (lediglich die Höhenruder-Trimmung musste um zwei «Klicks» verändert werden). Die Thermikstellung bremst das Modell sichtlich ab, ohne dass es dabei zur «Zicke» mutiert. Selbiges gilt für den Butterfly, auch wenn ich mich zuerst an den flachen Landeanflug gewöhnen musste.

4.2. Elektronik

Die während des ersten Testflugs mit dem SM-Modellbau|DE Datenlogger JLog2|DE gemessenen Werte kommen der theoretischen Antriebsauslegung mit MotoCalc|EN erstaunlich nahe. So leistete der Kontronik|DE Innenläufer Kira 600-38 im Stand bei einer Drehzahl von 7700rpm und einer Stromstärke von 141.3A maximal 2034W, wobei die Temperatur des Reglers mit Kontronik Kühlkörper Jive kurzzeitig um 2°C anstieg. Beim Start lagen diese Werte sogar ein bisschen tiefer (vgl. Abbildung 10).

Log (Start)Log (BEC im Flug)

Abbildung 10 (links): Beim Start fliessen rund 135A (rot), die Leistung Pin beträgt fast 2000W (blau). | Abbildung 11 (rechts): Im Flug wird das BEC mit maximal 3.5A (rot) belastet.
Quellen: SM-Modellbau Datenlogger JLog2, LogView [31. Mai 2011]

Die BEC-Spanung lag konstant bei 5.1V; die Temperatur bewegte sich zwischen 31°C und 36°C. Im Flug betrug die Stromstärke trotz fünf Digitalservos maximal 3.5A (vgl. Abbildung 11) bei einer zulässigen Dauerlast von 5A (maximal 15A). Es wurden keine Unterbrüche festgestellt, was auch darauf schliessen lässt, dass die Antennen des Futaba|EN Empfängers R6108SB FASST 2.4GHz ohne Bedenken vor dem Übergang von Aramid zu Carbon am Boden und an der rechten Rumpfwand (innen) positioniert werden können.

4.3. Logbuch

In meinem Logbuch (vgl. Tabelle 6) protokolliere ich die Anzahl absolvierter Flüge (Starts), allfällige Abstürze klassifiziert nach menschlichem – also meinem eigenen – Versagen (CFIT) oder technischem Defekt (UFIT), sowie die verbrauchte, resp. nachgeladene Kapazität. Die darunter folgenden Notizen sind chronologisch und nach Jahren sortiert.

  Flüge CFIT UFIT Kapazität
20111000%220%2.2Ah
Summe1000%220%2.2Ah

Tabelle 6: Logbuch meines Stratair Raketenwurm 4.
Quellen: Graupner Ultramat 16, SM-Modellbau Datenlogger JLog2 [aktuell]

2011: Verzögerung bis zum Jungfernflug, weil dem Graupner Ultramat 16 nur drei von vier Balancer-Adaptern beiliegen; NeuEnergy LiPo-Akkus brauchen den vierten (Murphy's Law). | «Zittrige» Hände und ein «mulmiges» Gefühl vor dem Jungfernflug am 3. März 2011 trotz akribischen Tests aller Komponeneten (Reichweitentest funktioniert bis 50m, anstatt wie vorgeschrieben bis 100ft / rund 30m) und dem grössten Rasen der Region (Polo Park Zürich); sonniges Wetter, 0°C, leichte bis schwache B(r)ise. Handstart ohne Probleme; grandioser Steigflug; Veränderung der Höhenruder-Trimmung um lediglich zwei «Klicks»; Gleiten ohne Ende, aber gute Bremswirkung und Steuerbarkeit dank der «Krähe». Nach insgesamt 15s Motorlaufzeit nur leichte Erwärmung der Avionik spürbar. | Einstelldaten für Snap Flap und Zeitflug (Thermik) passen perfekt. | UFIT: Motor «zündet» beim Start nicht, Rumpf nach anschliessender Bruchlandung 25cm hinter der Fläche komplett gebrochen; Kugellager der Höhenruder-Befestigung auf einer Seite ausgerissen, kann aber wieder hineingedrückt werden. Ich kann es mir zwar kaum vorstellen, nehme aber an, dass ich beim Testen vor dem Start die ausdrücklich erlaubten 6s Teillast des Reglers überschritten habe, wodurch dieser abgeschaltet hat; direkt vor dem Flug habe ich es verpasst, wie sonst üblich einen kurzen Test unter Volllast zu machen. | Reparatur des Rumpfes mittels «Plätzli»-Technik; Mittelpunkt des Höhenruder-Servos neu eingestellt; Einbau des JLog 2 und des Kontronik Kühlkörpers Jive; Schwerpunkt noch knapp bei 58mm. | UFIT: Erneuter Rumpfbruch an gleicher Stelle, diesmal nach sanfter Landung (scheinbar schlechte Reparatur meinerseits). | Zur Sicherheit habe ich einen der neuen, verstärkten Ersatzrümpfe bestellt, und bereits vier Arbeitstage später erhalten (leider mit Kontronik Adapterflansch anstatt Motorspant; wird nachgeliefert). | Endmontage des Ersatzrumpfs ist abgeschlossen; Schwerpunkt bei 59mm. | Einstelldaten passen immer noch, nur die Höhenruder-Trimmung muss an den neuen Schwerpunkt angepasst werden. | 2012: Überprüfung und teilweise Erneuerung der Steckverbindungen, Kabel so weit wie möglich verkürzt; FAST-SEF unter Akku entfernt, um Einsetzen zu erleichtern (wird durch selbstklebende Schaumstoffplatten genügend fixiert); Kontronik Kühlkörper Jive und Ringkerne entfernt; Gewichtseinsparung von sage und schreibe 1.9% oder 31g. | Reparatur- und Wartungskosten: ca. CHF 460.— (€UR 410.—).

5. Fazit – Kompromissloses F5B-Wettbewerbsmodell für «Freaks» und ambitionierte «Rookies»

Das Stratair|DE-Team um die Herren Fickenscher, Stratberger und Hübner hat durch intelligentes Design aus besten Materialien ein «Performance-Beast» erschaffen, das dank Vorfertigungsgrad und gutmütigen Flugeigenschaften bei entsprechender Antriebsauslegung auch für ambitionierte «Rookies» interessant ist. Das Sahnestück der vierten Generation bilden sicherlich der extrem steife, dünne und leichte Flügel (abgesehen von den «klobigen» Multiplex Steckern M6 am Kabelsatz), sowie das kugelgelagerte Pendel-T-Höhenleitwerk mit seiner Anlenkung (wenn auch mit kleinen Problemen in der ersten Serie, die aber mittlerweile behoben wurden), während das Gewicht des Heckauslegers zu Lasten der Festigkeit etwas zu fest in Richtung F5B-Wettbewerbsklasse optimiert wurde. Der Rumpf hat einen rechteckigen Querschnitt und bietet Platz für 4S- bis 6S-LiPo-Akkus; letzteres nur nach sorgfältiger Selektion aller Komponenten.

Auch mein Antriebs-Setup mit 4S-LiPo-Akku und Freudenthaler|DE CFK-Klappluftschraube 16.0 x 17" schmal hat alle Erwartungen erfüllt; der zuverlässige Kontronik Regler Jive 100+ LV macht einen zusätzlichen Empfängerakku IMHO überflüssig und bildet zusammen mit dem Kontronik Innenläufer Kira 600-38 mit Getriebe 6.7:1 bei einer Leistung von knapp über 2000W ein «Dream Team».

Dank (in alphabetischer Reihenfolge): Daniel Biehle, Walter Frehner (Frehner Folientechnik|DE), Gerd Giese (Elektromodellflug|DE), Heiko Greiner (F5B.de|DE), Marcial Knuth (Kontronik|DE), Sabine Nef-Muff, Rainer Stratberger (Stratair|DE), Eric Wierman; Polo Park Zürich.

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CFK: Kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff
Wikipedia|DE
ARF: Almost Ready to Fly
RTF: Ready to Fly
UMS: Ultra Modulus Strength
Wikipedia|DE
BEC: Battery Eliminator Circuit
Wikipedia|DE
CFIT: Controlled Flight Into Terrain
Wikipedia|DE
UFIT: Uncontrolled Flight Into Terrain